Anfrage vom 15.07.2022
Regelmäßig vor den Sommerferien gibt es in den Medien ausführliche Berichte, in denen das Thema Frühehen und Zwangsverheiratungen aufgegriffen wird. Grund dafür ist die Urlaubszeit, die viele Zugewanderte in ihren Ursprungsländern verbringen. Diesen Heimaturlaub nehmen manche Familien aus patriarchalischen Ländern und Kulturkreisen zum Anlass, ihre Kinder - in der Mehrzahl junge Frauen, jünger als 18 Jahre - zu verheiraten.
Wie news4teachers.de am 22. Juni 2022 berichtete, hat sich genau aus diesem Grund die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes zu Wort gemeldet. Die Organisation bezieht sich in ihren Äußerungen auf eine eigene Umfrage an deutschen Schulen, auf Zahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik 2021 und auf Zahlen vom Bundesfamilienministerium, die allerdings aus dem Jahr 2008 stammen. Demnach seien im Jahr 2008 3443 Fälle von Frühehen oder Zwangsverheiratungen registriert worden. Die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2021 weise dagegen bundesweit "nur" 73 Fälle von Zwangsheirat aus. Terre des Femmes meint dazu: "Wir gehen davon aus, dass das Ausmaß deutlich größer ist als erwartet. Dies sind die offiziell geführten Zahlen. Doch hinter jedem erfassten Einzelfall steht eine Vielzahl weiterer. Früh- und Zwangsverheiratungen sind zumeist mit Scham oder Tabus behaftet: Außenstehende werden selten ins Vertrauen gezogen."
Stuttgart ist eine der Städte, die einen hohen Anteil von Einwohnerinnen und Einwohnern mit Migrationshintergrund hat. Daher ist zu befürchten, dass Frühehe und Zwangsverheiratung in den kommenden Sommerferien leider auch zum "Ferienprogramm" von einigen in Stuttgart lebenden Familien gehören wird.
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