Am 02.12.2020 wurde im Verwaltungsausschuss die Gemeinderatsdrucksache 1082/2020, "Testung von
Luftreinigungsgeräten - Wissenschaftliche Begleitung durch Universität Stuttgart" pauschal, also ohne
Aussprache beschlossen. Vor dem Hintergrund, dass sich die Schulen in Zeiten der Corona-Pandemie mehr denn
je mit den Fragen des richtigen und ausreichenden Lüftens konfrontiert sehen, begrüßen wir Freie Wähler den
Vorschlag der Stadtverwaltung und den Beschluss des Verwaltungsausschusses.
Andererseits handelt es sich um einen Test mit einem vergleichsweise geringen Umfang in "nur" 10
Klassenzimmern an 9 von rund 160 Stuttgarter Schulen. Die Testergebnisse sollen Ende Februar vorliegen. Zu
diesem Zeitpunkt naht bereits der kalendarische Frühlingsanfang (20. März 2021) und der Großteil des
Winterhalbjahres liegt hinter uns. Daher ist zu erwarten, dass die Erkenntnisse, die der jetzt beschlossene
Test liefert, wohl erst zum Schuljahr 2021/2022 in entsprechende Maßnahmen münden können. Nachdem auch in
anderen Städten Versuche durchgeführt oder einfach Praxiserfahrungen mit Geräten zur Luftreinigung gesammelt
werden (zum Beispiel in der Stadt Münster), sind wir der Meinung, dass auch auf deren Erkenntnisse
zurückgegriffen werden sollte.
Aus der oben genannten Drucksache geht leider nicht hervor, welche Geräte bzw. welche Gerätearten oder -typen
getestet werden sollen. Neben den vielfach in Presseartikeln beschriebenen "Umluftanlagen", die die Raumluft
umwälzen und mit Filtersystemen reinigen, gibt es auch noch andere technische oder bauliche Möglichkeiten
zur Luftreinigung bzw. zur besseren Lüftung. Wir sind auf zwei Möglichkeiten aufmerksam geworden, die wir
hiermit gerne in das Testverfahren einbringen möchten:
- Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben den sogenannten "Aerobuster"
entwickelt. Nach Aussagen der Entwickler handelt es sich dabei um einen kompakten, schnell und einfach
herzustellenden sowie vergleichsweise günstigen Apparat, der aus wenigen Komponenten besteht und ohne
Filter auskommt. Eine genaue Beschreibung dieses Luftreinigers ist hier zu finden:
http://www.kit.edu/kit/pi_2020_100_aerobuster-jagt-herumfliegende-corona-viren.php
- Einen anderen Ansatz verfolgen Forscher des Max-Planck-Instituts für Chemie. Sie haben eine
Lüftungsanlage aus einfachen Materialien konstruiert, die man in jedem Baumarkt bekommen kann. Hier
liegt der Fokus nicht auf der Reinigung der Luft, sondern darauf, Aerosol-belastete Luft über den
Sitzplätzen/Tischen in Innenräumen/ Klassenzimmern kontinuierlich abzusaugen und nach draußen zu leiten.
Wie dieses Prinzip funktioniert, kann hier nachgelesen werden:
https://www.mpic.de/4770837/lueftung-leicht-gemacht?fbclid=IwAR3ry7A2TCa9zmvhyq4heRPW4sbrfrJPxgtt8liu76fJc4mGc4GSidBnR9k
Wir fragen:
- Kann die Stadtverwaltung auch auf Versuchsergebnisse und (Praxis-)Erfahrungen aus anderen Städten
zurückgreifen, um ggf. schnelle(re) Entscheidungen zum Einsatz von Systemen zur Luftreinigung und/oder
zur Lüftung treffen zu können?
- Welche Luftreinigungsgeräte (Gerätearten bzw. -typen / Wirkungsprinzip) sollen bei dem mit GRDrs
1082/2020 beschlossenen Test zum Einsatz kommen?
- Sind der Verwaltung die oben unter A. und B. beschriebenen Möglichkeiten zur Luftreinigung bzw. zur
besseren Lüftung bekannt? Wenn "Nein", bitten wir die Verwaltung, sich mit diesen beiden Systemen
auseinanderzusetzen und Kontakt zu den oben genannten Instituten aufzunehmen.
- Wir würden es sehr begrüßen, wenn die unter A. und B. beschriebenen Systeme im Rahmen des beschlossenen
Tests berücksichtigt und untersucht werden könnten. Ist dies - ggf. unter Ausweitung des Tests -
möglich? Wären bei einer Ausweitung des Tests weitere finanzielle Mittel erforderlich? Wenn "Ja", in
welchem Umfang?